Weniger Blutungen durch rekombinanten von-Willebrand-Faktor beim Typ 3
Patienten mit einer von-Willebrand-Erkrankung (VWE) des Typs 3 sind häufiger von schweren Blutungen betroffen als solche mit Erkrankungen des Typs 1 oder 2, auch ist bei diesen die gesundheitsbezogene Lebensqualität niedriger. In einer Studie wurde bei VWE-Typ-3-Patienten die Effektivität und Sicherheit einer Prophylaxe mit dem rekombinanten von-Willebrand-Faktor (rVWF) evaluiert.
Im Rahmen der Analyse fanden Daten einer prospektiven, nicht randomisierten, multizentrischen, „open label“ Phase-III-Studie Verwendung. Bei den teilnehmenden Patienten war eine VWE Typ 3 festgestellt worden, diese hatten im Rahmen der Studie eine Prophylaxe mit rVWF erhalten. Zwei Patientenkohorten wurden anhand ihrer Behandlung vor der Studienaufnahme unterschieden: „Prior On-Demand“-Gruppe (OD) (≥3 spontane Blutungsereignisse während der vorangegangenen 12 Monate, die den Einsatz des VWF notwendig gemacht hatten) sowie „Switch“-Gruppe (plasmabezogene VWF-Prophylaxe für mindestens 12 Monate). Es wurden jeweils die jährlichen Raten an spontanen Blutungen sowie unerwünschte Ereignisse protokolliert und ausgewertet.
Ergebnisse
Daten von 18 erwachsenen Patienten mit einer Typ-3-VWE gingen in die Auswertung ein. Zehn Patienten gehörten der „Prior-OD“-Gruppe an und 8 der „Switch“-Gruppe. Innerhalb der „Prior-OD“- und „Switch“-Gruppe war das Durchschnittsalter jeweils 38,6±15,9 und 35,8±15,2 Jahre. Der Anteil männlicher Studienteilnehmer betrug jeweils 30,0 und 62,5% und derjenige weißer Patienten jeweils 100 und 87,5%. Die Studienperiode erstreckte sich über 12 Monate. Die Autoren stellen insgesamt 31 behandelte Blutungsereignisse fest. Zwölf dieser Ereignisse betrafen 4 Patienten aus der „Prior-OD“-Gruppe (40,0%) und 19 Ereignisse 3 Patienten aus der „Switch“-Gruppe (37,5%). Der überwiegende Teil der Blutungsereignisse hatte eine milde oder moderate Ausprägung. Im Vergleich zu den durchschnittlichen „historischen“ spontanen jährlichen Blutungsraten (entnommen aus Patientenakten) waren die entsprechenden Blutungsraten innerhalb der „Prior-OD“-Gruppe um 91,6% (Ratio: 0,08) verringert. Die jährlichen Blutungsraten reduzierten sich im Mittel von 8,09 auf 0,68. Im Fall der „Switch“-Gruppe waren die Ergebnisse wie folgt: Reduktion der spontanen jährlichen Blutungsraten um 47% (Ratio: 0,53), und zwar von 0,95 auf 0,50. Neun Patienten aus der „Prior-OD“-Gruppe zeigten behandlungsbezogene unerwünschte Ereignisse (25 Ereignisse), gegenüber 5 Patienten aus der Vergleichsgruppe (10 Ereignisse). Die Autoren identifizierten 1 nicht schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis, welches möglicherweise mit dem rVWF in Zusammenhang stand. Behandlungsbezogene tödliche oder lebensbedrohliche schwere unerwünschte Ereignisse wurden nicht festgestellt. Dasselbe galt für VWF-Inhibitoren.
Fazit:
Innerhalb der Studie reduzierte eine rVWF-Prophylaxe bei Patienten mit einer schweren VWE und vorangegangener „On-Demand“-Therapie effektiv die Blutungsraten. Im Fall von Patienten, die sich zuvor einer plasmabezogenen VWF-Prophylaxe unterzogen hatten, konnte die hämostatische Kontrolle unter dem rVWF aufrechterhalten werden.
Quelle:
Autor Studienreferat: Dr. Frank Lichert, Weilburg